Wichtige Unterstützung beim Neuanfang in einem fremden Land: „Allein hätte ich das alles nicht geschafft
Bis hierhin war es ein weiter Weg, doch die Mühen haben sich gelohnt. Unterstützung hat Kadir Özyigit dabei von der Migrationsberatung der Caritas im Kreis Soest erhalten. "Das war eine große Hilfe", sagt der 33-Jährige lächelnd. "Allein hätte ich das alles nicht geschafft."
Michael Tepper war es, der dem in seiner türkischen Heimat politisch Verfolgten eine Job-Chance gab. Damals, vor gut drei Jahren, bewarb sich Kadir Özyigit im Fliesenlegerbetrieb Tepper in Lohne um ein Praktikum. Was er mitbrachte, waren ein abgeschlossenes Pädagogikstudium, zwei Jahre Lehrtätigkeit an einem Gymnasium in der Türkei und handwerkliche Vorerfahrung. Nach Feierabend hatte Kadir Özyigit in seiner alten Heimat bereits als Fliesenleger gejobbt. Da sich der Akademiker aus der Türkei geschickt anstellte und zudem lernwillig, freundlich und aufgeschlossen war, durfte er nach dem Praktikum eine Ausbildung beginnen.
Für einen Ausbildungsbetrieb bedeutet die Anstellung eines Migranten zusätzliche Arbeit. "Das ist einfach so", sagt Michael Tepper. "Alles ist aufwendiger. Aber wenn man es will, ist das machbar. Und es gibt ja auch sehr gute soziale Gründe, diese Menschen in Arbeit zu bringen." Für den Unternehmer aus Lohne war es eine logische Konsequenz, den jungen Mann aus der Türkei durch die Ausbildung zu begleiten: "Wir haben den Anspruch, kompetente Mitarbeitende zu unseren Kunden zu schicken." Deshalb hält er nichts davon, zugewanderte Menschen nur kurz anzulernen und dann lediglich mit Hilfstätigkeiten zu beschäftigen. Außerdem müsse man auch an den Mitarbeitenden denken. Mit einem Gesellenbrief in der Hand habe der ganz andere Zukunftschancen.
Auch Olga Kinos freut sich mit Kadir Özyigit über diesen wichtigen Schritt auf dem Weg in eine gute Zukunft. Die Migrationsberaterin der Caritas im Kreis Soest unterstützt den Geflüchteten aus der Türkei seit drei Jahren. Sie weiß: "Wer neu nach Deutschland kommt, hat viele Fragen. In der neuen Heimat läuft vieles anders ab als im Herkunftsland. Wir helfen dabei, sich schneller und besser in Deutschland zurechtzufinden." Mit der erfolgreichen Gesellenprüfung ihres Klienten ist die Zusammenarbeit aber noch nicht abgeschlossen. Denn auch dessen Frau und Kinder können Beratung und Betreuung noch einige Zeit gut gebrauchen.
Fliesenlegermeister Michael Tepper erzählt gerne von seinen Erfahrungen mit Mitarbeitenden fremder Herkunft. In seinem Betrieb arbeiten auch Menschen aus Afghanistan oder Weißrussland gut miteinander. Er wünscht sich mehr Berichte über positive Beispiele, wie Integration gelingen kann - und wie wichtig zugewanderte Menschen für unsere Gesellschaft sein können. Dass der Mangel an Fachkräften auch im Handwerk ein großes Problem ist, sei ja hinlänglich bekannt. Der Firmenchef appelliert an alle Unternehmer, daran zu denken, welches Potenzial bei Migranten oder auch Flüchtlingen herrscht. "Das ist auch eine Sache des Wollens, denn es macht schon mehr Arbeit", gibt der Lohner offen zu. "Trotzdem, insgesamt muss da einfach mehr kommen. Auch von unserer Innung."
Einen kleinen Beitrag dazu leistet die Migrationsberatung der Caritas - mit konkreten Hilfen für ein besseres Ankommen. Mit Ratschlägen und Erfahrungen, um das tägliche Leben erstmal in Gang zu bringen. Olga Kinos bestätigt: "Wir könnten viel mehr Menschen in Arbeit bringen, wenn wir sie besser betreuen, ihnen stärker unter die Arme greifen. Denn die allermeisten wollen arbeiten - haben aber Sprachprobleme, oder finden sich allein im Bürokratie-Dschungel nicht zurecht. Unterstützung ist in dieser Phase so wichtig, damit die Menschen den Kopf frei haben: für ihre Ausbildung, für ihren Beruf, für ihre Zukunft."
Denn Hürden lauern überall. So musste der in Werl wohnhafte Türke während seiner Ausbildung jeden Tag mit dem Zug nach Bad Sassendorf fahren und dann noch mit Fahrrad oder E-Scooter weiter zum Betrieb im Lohner Industriegebiet. Mit seinem frisch erworben Führerschein ist nun vieles einfacher, denn er darf einen Firmenwagen für diese Wege nutzen. Kadir Özyigit betont: "Ich bin sehr zu Dank verpflichtet für die Chance, die mir hier gegeben wird." Sein Chef Michael Tepper lächelt und erwidert: "Ja, aber wir sind auch dir zu Dank verpflichtet."