Mehr als gedacht: Was Pflegekräfte tatsächlich verdienen
"Wir hören immer wieder, dass Beschäftigte in der Altenpflege schlecht bezahlt werden - aber wir hören das nur von Menschen, die nicht selbst in der Altenpflege arbeiten", sagt Bettina Wiebers, Vorstand des Caritasverbandes im Kreis Soest.
Der Verband katholischer Altenhilfe Deutschland (VKAD) hat jüngst einen Vergleich der Vergütungen in der Altenhilfe für Westdeutschland veröffentlicht und setzt damit der weit verbreiteten Fehleinschätzung harte Fakten und konkrete Zahlen entgegen. "Die vom VKAD zusammengetragenen Zahlen zeigen ganz deutlich: Pflegefachkräfte verdienen bei der Caritas über 150 Euro im Monat mehr als der Durchschnitt aller Fachkräfte und sogar über 300 Euro mehr als im Branchenschnitt", verweist Bettina Wiebers auf die neuen Zahlen. "Das Vorurteil der schlechten Bezahlung von Pflegekräften stimmt einfach nicht - zumindest nicht für die Beschäftigten in unseren Caritas-Einrichtungen", fasst Bettina Wiebers zusammen.
Noch deutlicher als bei den Fachkräften wird der Unterschied zwischen der Caritas und anderen Trägern der Altenhilfe bei den Pflegehilfskräften. Bei der Caritas gibt es dort zwei Vergütungsgruppen: P4 für Hilfskräfte ohne Ausbildung, und P6 für solche, die eine einjährige Ausbildung voraussetzt: In P4 verdienen Hilfskräfte bei der Caritas fast 500 Euro im Monat mehr, in P6 sogar 900 Euro mehr als im Schnitt in der Altenpflege. Und deutlich mehr als im Schnitt aller Helfertätigkeiten in Westdeutschland sowieso (Quelle: VKAD).
So gut die Caritas auch im Vergütungsvergleich abschneidet, würde sich Vorstand Bettina Wiebers doch wünschen, dass Beschäftigte in der Pflege überall angemessen bezahlt werden. Denn die Pflege braucht Nachwuchs. Folglich sollte dieser Beruf attraktiver gestaltet werden. Erste Schritte sind bereits gemacht: In Deutschland gibt es einen Pflegemindestlohn, der nicht mit dem allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn von 9,35 Euro zu vergleichen ist: Zurzeit liegt er bei 11,60 Euro und bis Juli 2021 steigt er auf 15,00 Euro.
Die Caritas im Kreis Soest steht uneingeschränkt hinter diesen Maßnahmen. Allerdings, so gibt Bettina Wiebers zu bedenken, müsse sich die Gesellschaft bewusst sein, dass solche Lohnsteigerungen die Pflege verteuern: "Das ist noch nicht in den Köpfen vieler Menschen angekommen. Das ganze System wird dadurch teurer werden. Aber die Pflege unserer Alten muss uns diese Ausgaben wert sein." ………………………………………………………………………………………………………………………….
INFOKASTEN:
Wie viel verdient man eigentlich in der Pflege? Bei der Caritas wird nach Tarif bezahlt. Beispielsweise erhalten Auszubildende zur Pflegefachfrau / zum Pflegefachmann bei der Caritas in den drei Ausbildungsjahren jeweils 1140 Euro, 1202 Euro und zuletzt 1303 Euro plus Weihnachts- und Urlaubsgeld. Der Berufseinstieg wird anschließend mit 2830 Euro Grundgehalt vergütet. Wenn man dann Leistungszulage, Pflegezulage, Kleiderzulage und Jahressonderzahlungen zurechnet, kommen schon im ersten Berufsjahr rund 3150 Euro im Schnitt pro Monat zusammen. Die monatliche Durchschnittsvergütung aller Caritas-Fachkräfte in der Altenpflege liegt bei 3505 Euro (Vollzeitstelle unter Einberechnung einmaliger jährlicher Zahlungen).
………………………………………………………………………………………………………………………….