Beste Stimmung beim Urlaub ohne Koffer in Rüthen
Rüthen/Oestereiden. Manchmal führt die örtliche KfD-Gruppe Sketche auf, manchmal geht es mit dem Bürgermeister auf eine Bustour durch die Region und manchmal kommt sogar ein Bundestagsabgeordneter zum Kegeln vorbei – wenn die Caritas zur beliebten Senioren-Aktion „Urlaub ohne Koffer“ einlädt, wird es nie langweilig. „Bei unseren Kurzurlauben steht die Gemeinschaft ganz klar im Vordergrund“, weiß Caritas-Koordinator Georg Karbowski. „Aber der Besuch von Hans-Jürgen Thies war schon etwas Besonderes. Wenn sich ein Bundestagsabgeordneter dafür interessiert, welche Angebote hier für Senioren realisiert werden, dann ist das auch eine Auszeichnung für die Ehrenamtlichen, die hier wirklich tolle Arbeit leisten.“
Bundestagsabgeordneter Hans-Jürgen Thies (hinten, mitte) verbrachte einen Urlaubstag mit Rüthener Seniorinnen. Wie diese war auch er ohne Koffer angereist – und vermisste nichts. Foto: Marcus Bottin
Der Bundespolitiker war sichtlich beeindruckt vom Spaß und der Lebensfreude der alten Menschen, aber auch von deren keglerischem Können. Denn an der mobilen Kleinkegelbahn schlug sich Hans-Jürgen Thies zwar tapfer und schaffte es bei einem Wettbewerb sogar in die Endrunde, die ersten Plätze gingen aber allesamt an seine betagten Gegnerinnen.
Das Gros der Kofferlos-Urlauber stellen allein wohnende Seniorinnen. Die werden eine Woche lang jeden Morgen von Ehrenamtlichen der Rüthener Caritas-Konferenzen daheim abgeholt und zu den Treffen gefahren – nach einem ereignisreichen Tag geht es dann wieder zurück in die eigenen vier Wände. „Die Aktion Urlaub ohne Koffer ist eine super Alternative für Senioren, die nicht mehr in Urlaub fahren können“, sagt Caritas-Koordinator Karbowski. „Viele der älteren Menschen sind bewegungseingeschränkt. Und die meisten wollen im hohen Alter auch nicht mehr irgendwo anders übernachten. Im eigenen Bett schlafen zu können, ist vielen ganz, ganz wichtig.“
Seniorinnen am Politiker aus Berlin interessiert
Die Caritas bietet den Urlaub ohne Koffer kreisweit an, aber in Rüthen sind die Gruppen immer besonders groß. 33 Teilnehmer gehen in diesem Jahr auf Tour. Auch deshalb wollte Hans-Jürgen Thies das Projekt einmal genauer kennen lernen. „Es ist zurzeit kein Wahlkampf, und Herr Thies hat sich von selbst bei uns gemeldet“, merkt Gemeindereferentin Christa Mertens erfreut an. „Er interessiert sich wirklich für unsere Arbeit.“ Aber auch die Seniorinnen waren am Politiker aus Berlin interessiert. So musste Hans-Jürgen Thies zum Beispiel die knifflige Frage beantworten, was er machen würde, wenn er für einen Tag Bundeskanzler wäre. „Wahrscheinlich würde ich die Mütterrente noch einmal aufstocken“, ließ sich der Abgeordnete nach kurzem Nachdenken entlocken – und erntete anerkennendes Staunen. Wo Bundestagsabgeordnete abends ein Bier trinken, und welche Sorten es in der Hauptstadt gibt, musste er ebenfalls verraten. Das es tatsächlich Bier aus seinem heimischen Wahlkreis im Berliner Politiker-Hotspot gibt, freut Hans-Jürgen Thies besonders.
Caritas-Vorstand Bettina Wiebers dankte besonders den ehrenamtlichen Helferinnen der Caritas-Konferenzen, die sich mit großem Einsatz und viel Herzblut für die Aktion „Urlaub ohne Koffer“ engagieren. Von den Teilnehmern gab es viel Lob für das Programm. Auch Caritas-Koordinator Georg Karbowski, der das Preiskegeln charmant wie ein Quizshow-Moderator aus dem Privatfernsehen moderierte, erhielt Applaus.
"Und morgen sitze ich dann wieder allein in meiner Küche"
Nach dem Vormittagsprogramm und einem gemeinsamen Mittagessen können alle Teilnehmer in Liegestühlen die Mittagsruhe genießen. Angesichts des fortgeschrittenen Alters - nur ein Teilnehmer war noch keine 80 Jahre alt, mehrere sogar schon über 90 – ein notwendiger Programmpunkt.
Einer der Höhepunkte der Urlaubswoche ist das Barbecue. „Von den älteren Damen grillt zuhause niemand mehr“, weiß Christa Mertens. „Meist sind die Männer schon verstorben, und alleine macht sich niemand die Mühe. Da ist ein gemeinsames Grillen schon etwas Besonders.“ Die alten Menschen genießen die Gemeinschaft – denn ihr Alltag sieht häufig ganz anders aus. Sätze wie: „Und morgen sitze ich dann wieder allein in meiner Küche“, hören die Ehrenamtlichen am letzten Urlaubstag immer wieder. Kein Wunder, dass der nächste „Urlaub ohne Koffer“ zumindest in Gedanken schon geplant wird. Ebenfalls ein häufig gehörter Satz lautet: „Ich möchte nächstes Jahr unbedingt wieder mitmachen.“